„Wahrscheinlich werden wir noch mehr solche Spiele haben“, ist sich Colorados Verteidiger Cale Makar bewusst. „Das wollen wir natürlich nicht, aber jetzt müssen wir einfach daraus lernen und weitermachen... Sie haben stark gespielt. Wir haben heute einfach nicht unsere eigenen Ansprüche erfüllt, was Tempo und Einsatz angeht. Das ist eine Lektion für die neuen Spieler. Irgendwann müssen wir auch mal verlieren.“
Erste Saisonniederlage beendet Rekordserie
Die Avalanche hatten erst am Dienstag mit einem 7:4-Sieg bei den New York Islanders einen NHL-Rekord aufgestellt. Es war ihr 15. Auswärtssieg in Folge, die letzte Niederlage gab es am 4. März gegen die Dallas Stars (3:7). Zuvor hatten die Buffalo Sabres den Rekord mit 14 Auswärtssiegen gehalten (3. April bis 13. November 2006). In Buffalo sind die Avalanche am Sonntag (1 p.m. ET; Sky Sport, MySports, TV24, NHL.tv; 18 Uhr MEZ) im Rahmen des NHL Sunday präsentiert von Fastenal zur besten Sendezeit in Europa als nächstes zu Gast.
Colorado hatte seine Gegner in der laufenden Saison bisher offenbar nach Belieben dominiert. Vor dem Spiel gegen Pittsburgh hatten sie mit 4,5 Toren pro Spiel die zweitbeste Offensive und mit 2,0 Gegentoren pro Spiel die viertbeste Defensive. Ihre Unterzahl stand mit 92,6 Prozent ebenfalls auf Rang vier und kein Team deckte seine Gegner mit mehr Torschüssen ein (37,2 pro Spiel). Gegen die Penguins gelang es ihnen aber nicht, das Spiel wie gewohnt zu diktieren.
„Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir geschlafen haben“, nahm Avalanche-Trainer Jared Bednar seine Spieler in Schutz. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass Pittsburgh in den ersten 40 Minuten überragend war, körperlich stark und mit viel Kampfgeist. Das konnten wir spielerisch nicht lösen. Wir haben versucht, es spielerisch zu lösen, anstatt unser Spiel zu vereinfachen und den Puck hinter ihre Abwehr zu bringen.“
Colorados starkes Powerplay enttäuscht
Es war kein Spiel für die Powerplay-Spezialisten. Die Penguins waren nur zwei Mal in Überzahl und konnten ihre Chancen nicht nutzen. Die Avalanche kamen gleich auf fünf Powerplays, normalerweise genug für die hochkarätig besetzte Überzahlformation, um ein bis zwei Tore zu erzielen. In den vorherigen sechs Spielen hatten sie mit den Superstars Makar, Nathan MacKinnon und Topscorer Mikko Rantanen 28,6 Prozent ihrer Powerplays genutzt. Am Donnerstag scheiterten sie aber immer wieder an den Spielern der Penguins und an Jarry.
„Das Powerplay spiegelt normalerweise unsere Leistungen bei fünf gegen fünf wieder“, erklärte Bednar. „Deshalb hat es mich nicht überrascht, dass wir in Überzahl unsere Probleme hatten.“
Jarry und Penguins fangen sich und zeigen Spitzenniveau
Dass die Niederlage ausgerechnet gegen die Penguins kommt, war nicht unbedingt zu erwarten. Pittsburgh hatte in den vergangenen Spielen nicht unbedingt mit Bestleistungen geglänzt. In den drei vorherigen Partien hatte es gegen die Detroit Red Wings, St. Louis Blues und Dallas Stars drei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 6:14 gesetzt.
Jarry sah in seinen letzten Einsätzen ebenfalls nicht glücklich aus. In seinen ersten beiden Saisonspielen hatte er mit drei Gegentoren bei 54 Torschüssen eine gute Figur gemacht, danach folgten jedoch acht Tore bei 48 Schüssen gegen die Red Wings und Blues. Gegen Colorado war er jedoch wie der Rest der Mannschaft kaum wiederzuerkennen, hielt alle 31 Schüsse auf sein Tor und brachte einige der besten Spieler der NHL zur Verzweiflung.
Seine Vorderleute verstanden es, die Chancen der Avalanche einzuschränken und selbst mit Puckbesitz und Effizienz vor dem Tor ein überragendes Spiel aufs Eis zu bringen. Colorado hatte nur zwei Torschüsse mehr, in den restlichen Statistiken waren die Penguins ebenfalls entweder auf Augenhöhe, oder sogar überlegen.
„Das war strukturell vielleicht unser bestes Spiel der ganzen Saison“, lobte Pittsburghs Trainer Mike Sullivan. „Wir haben viel Offensive aus unserer Abwehr heraus kreiert. Ich glaube, das wird ein wichtiges Element unserer Spielweise werden.“
Pittsburghs Veteranen setzen sich durch
Was die Offensive angeht, konnten sich die Penguins auf ihre Führungsspieler und Veteranen verlassen. Neuzugang Reilly Smith erzielte in der fünften Minute mit dem ersten Torschuss der Penguins das 1:0 und ließ in der 17. Minute das 2:0 folgen. Lars Eller legte in der 27. Minute das 3:0 nach und Kapitän Sidney Crosby setzte in der 51. Minute mit dem vierten Tor den Schlusspunkt.
Die Penguins haben den ältesten Kader der Liga, was gerne kritisiert wird. Doch gerade die älteren Spieler der Mannschaft waren am Donnerstag entscheidend. Crosby (36), Eller (34) und Smith (32) sorgten für die Tore, Evgeni Malkin (37) und Bryan Rust (31) steuerten je einen Assist bei. Pittsburghs Spieler lassen sich ihr Alter nicht anmerken und glänzten gegen Colorado stattdessen mit Einsatz und spielerischer Qualität.
„Die Führungsqualitäten, die wir in unserem Team haben, kann man gar nicht beschreiben“, betonte Jarry. „Diese Spieler treiben uns in jedem Spiel voran. Sie motivieren uns zu unseren Bestleistungen und heben das Niveau der ganzen Mannschaft.“
Paradevorstellung macht Hoffnung
Der Sieg gegen die Avalanche war wichtig für die Penguins. Eine weitere Niederlage hätte nicht nur den Abstand auf die Spitzenteams und die Plätze für die Stanley Cup Playoffs vergrößert, sondern auch das Selbstbewusstsein der Mannschaft weiter nach unten gerissen. Stattdessen können die Penguins mit Stolz behaupten, eins der besten Teams der Liga verdient und deutlich geschlagen zu haben. Das könnte der Mannschaft für die kommenden Spiele neues Leben einhauchen und einen Wendepunkt für Pittsburgh markieren.
General Manager Kyle Dubas war im Sommer aktiv und holte unter anderem Smith und Verteidiger Erik Karlsson, der vergangene Saison die Norris Trophy als bester Verteidiger gewonnen hatte. Damit sollte ein Versuch unterstützt werden, ein weiteres Mal in die Playoffs zu kommen und um den Stanley Cup zu kämpfen, solange der alternde Kern der Penguins um Crosby, Malkin und Verteidiger Kris Letang noch intakt ist. Eine längere Niederlagenserie zu Saisonbeginn hätte die Chancen darauf deutlich verringert.
„Es scheint fast jede Saison, als wären die Teams, die zu Thanksgiving (23. November) auf einem Playoff-Platz stehen, auch am Ende der regulären Saison dort zu finden sind“, erklärte Smith. „Deshalb darf man nicht zu weit zurückfallen, weil es so schwierig ist, dann wieder aufzuholen.“
Die Penguins werden nun mit breiter Brust in die nächsten Spiele gehen und versuchen weitere Punkte zu holen, um sich wieder in den oberen Tabellenregionen zu etablieren. Die nächste Chance dazu werden sie am Samstag (7 p.m. ET; NHL.tv; So. 1 Uhr MESZ) in einem Heimspiel gegen Tim Stützle und die Ottawa Senators haben, am Montag sind die Anaheim Ducks zu Gast.
Author: Brandon Smith
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