- Durch die Umstellung von Ethereum auf Proof-of-Stake (PoS) wurden einige Probleme behoben, beispielsweise der Stromverbrauch im Zusammenhang mit dem Mining bei Proof of Work (PoW). Dennoch wirft das Update neue Fragen und Herausforderungen hinsichtlich der Zentralisierung auf.
- Wir schauen in diesem Artikel auf die 5 wichtigsten Erkenntnisse, welche wir nach etwa einem Jahr The Merge sammeln konnten.
Es ist etwas mehr als ein Jahr her, seit Ethereum, die größte Smart-Contract-Plattform, den energieintensiven Proof-of-Work-Konsens, welcher hauptsächlich noch von Bitcoin verwendet wird, durch den Proof-of-Stake (PoS) ersetzt hat.
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Beim Proof of Work (PoW) konkurrieren Miner darum, der Blockchain Blöcke hinzuzufügen, indem sie kryptografische Rätsel lösen. Mithilfe des PoS können Ethereum-Validatoren mit mindestens 32 Ether (ca. 50.000 US-Dollar) nun nach dem Zufallsprinzip Blöcke der Blockchain hinzuzufügen.
Bei beiden Varianten werden die Miner beziehungsweise Validatoren mit neuen ETH für ihren Aufwand belohnt. Da der zu leistende Aufwand beim PoW jedoch sehr viel höher ist, musste das Netzwerk den Minern auch einen höheren Reward auszahlen. Beim PoS ist der Aufwand und dementsprechend auch die Aufwandsbelohnung geringer.
Ethereum Staking: Fünf Erkenntnisse
Der als Merge bekannte Wechsel führte das sogenannte Ethereum Staking ein. Quasi eine neue Möglichkeit, einen Transaktionsblock zur Blockchain hinzuzufügen und zu genehmigen.
Durch das Ethereum Staking hat das Netzwerk die Auswirkungen auf die Umwelt drastisch reduziert, steht jedoch weiterhin vor einer Reihe von Herausforderungen. Vor allem im Zusammenhang mit zentralisierter Macht, Zensur und Ausbeutung durch bestimmte Infrastrukturvermittler. Hier sind fünf Erkenntnisse in Bezug auf das Ethereum-Ökosystem im letzten Jahr seit dem Merge:
Energieverbrauch ist um 99,9 Prozent gesunken
Durch die Umstellung von PoW auf PoS konnte das Ethereum-Netzwerk den eigenen Stromverbrauch drastisch senken.
Kritiker haben der Blockchain vor allem aufgrund des hohen Stromverbrauchs Skepsis gegenüber gebracht, denn der Energie-Fußabdruck von Ethereum vor dem Umstieg betrug etwa die Größe eines kleinen Landes.
Dabei ist es vor allem der Aufwand an Hardware und Strom, welches ein dezentral verwaltetes Netzwerk so sicher macht!
Zentralisierungsfragen hinsichtlich der Staking-Verteilung
Das alte Konsens-Modell von Ethereum wurde nicht nur wegen der hohen Energiekosten kritisiert, sondern geriet auch in die Kritik, weil es die Macht des Netzwerks in den Händen einer kleinen Gruppe von Krypto-Mining-Syndikaten konzentrierte.
Entitäten, die über das Geld, die spezielle Hardware und das Know-how verfügten, um riesige Krypto-Mining-Unternehmen aufzubauen. Vor der Fusion dominierten nur drei Mining-Pools mehrheitlich die Hashrate von Ethereum!
Ein Jahr nach der Umstellung auf PoS bleibt die Zentralisierung jedoch weiterhin eine der größten Herausforderungen von Ethereum. Da die Aufsetzung eines ETH-Knotenpunktes in einem PoS-System mit technischem know-how und einem hohen Kapitaleinsatz (mind. 32 ETH) verbunden ist, hat sich die beliebte Methode der Staking-Pools etabliert.
Diese ermöglichen es Nutzern, ihre ETH zu bündeln, um gemeinsam eine Ethereum-Node aufzusetzen. Konkret schaut der Vorgang folgendermaßen aus:
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Nutzer zahlen dem Staking-Pool ihre ETH ein, dieser setzt sie im Sinne der Nutzer ein und erhält einen Teil der Belohnungen ein, der durch den Betrieb des ETH-Validators eingenommen wurde.
Schon vor der Konsens-Umstellung befürchteten einige PoS-Kritiker, dass das Staking die Zentralisierung von Ethereum verstärken könnte. Und dieses Szenario scheint sich zu bewahrheiten: Derzeit ist Lido der größte dezentrale Staking-Pool und macht aktuell rund 32,3 Prozent des Gesamtanteils aller gesperrten ETH aus.
Das führt zu Bedenken hinsichtlich der Zentralisierung, da sich der Wert der 33-Prozent-Marke nähert. Einem Schwellenwert, der laut Entwicklern Sicherheitsprobleme verursachen könnte.
Nach dem Merge ist es Validatoren von Ethereum gelungen, durch eine Praxis namens Maximal Extractable Value (MEV) erhebliche zusätzliche Gewinne zu erzielen, indem sie Transaktionen strategisch einfügen oder neu anordnen, bevor sie dem Netzwerk hinzugefügt werden.
Als MEV zu einem unerwarteten Vektor für die Zentralisierung und Zensur im Netzwerk wurde, hat sich das Ethereum-Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Flashbots etwas einfallen lassen und den sog. "MEV-Boost" erfunden, um die negativen Nebenwirkungen von MEV zu reduzieren. Derzeit durchlaufen etwa 90 Prozent aller Blöcke auf Ethereum MEV-Boost, das die Organisation von Transaktionen in Blöcken optimiert, um den maximalen Gewinn für Validatoren zu erzielen.
Die Lösung des MEV-Problems durch Flashbots ist jedoch umstritten. Viele sind der Meinung, die MEVs sollten ganz abgeschafft werden, da sie als unfaire Steuer für Benutzer angesehen werden.
Liquid-Staking-Tokens (LST) erobern Ethereum
Nach dem Merge hat das Liquid Staking im Ethereum-Ökosystem zugenommen. Jeder kann Belohnungen verdienen und am Sicherheitssystem von Ethereum teilnehmen, indem er den Prozess des Stakings durchführt.
Es gibt jedoch ein Problem: Sobald Tokens eingesetzt werden, können sie nicht mehr gekauft, verkauft oder in DeFi-Applikationen verwendet werden. Liquid-Staking-Dienste von Drittanbietern stellen daher eine attraktive Alternative zum traditionellen Staking dar:
Benutzer, die über Dienste wie Lido Einsätze tätigen, erhalten eine Art derivativen ETH-Token (stETH etc.), der ihre eingesetzten Vermögenswerte darstellt. Liquid-Staking-Tokens verdienen genauso Zinsen wie reguläre ETH-Token und können wie jede andere Kryptowährung gekauft und verkauft werden, was sie zu einer äußerst attraktiven Investition für DeFi-Händler macht, die einen einfachen Zugang zum eigenen ETH-Einsatz wünschen.
Wie der Grafik zu entnehmen ist, macht Lido Finance mit knapp 3 / 4 einen erheblichen Anteil am Liquid Staking von ETH aus.
Ethereum ist seit dem Merge deflationär
Vor allem hat das Upgrade ETH zum ersten Mal deflationär gemacht, was bedeutet, dass das Gesamtangebot des Tokens tendenziell eher abnimmt, als zunimmt. Das zirkulierende Angebot an ETH ist heute -0,24 Prozent niedriger, als noch vor einem Jahr!
Der Angebotsrückgang war zum Teil auf das EIP-1559 zurückzuführen, ein Netzwerk-Upgrade, das dem Merge etwa ein Jahr vorausging. Durch EIP-1559 wurden mit jeder Transaktion im Netzwerk Teile der Transaktionsgebühren verbrannt.
Aber Ethereum wurde erst dadurch deflationär, als mit dem Merge die Rate, mit der neue ETH an die Validatoren ausgegeben werden, zusätzlich gesenkt wurde.
Unter dem alten PoW-Konsens wuchs die Angst der Anleger, dass ihr Investment durch die höhere Inflation an Wert verliert. Die Hoffnung wuchs daher natürlich, dass die Deflation durch den Merge dazu beitragen würde, ETH wertvoller zu machen.
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Bisher ist es schwer zu sagen, ob das wirklich passiert ist. Der Preis von Ether hat sich in den Monaten seit dem Merge kaum verändert, da bisher makroökonomische Faktoren größere Auswirkungen hatten, als Angebotsänderungen.
Fazit zur ETH-Umstellung von PoW auf PoS
Ethereum hat im letzten Jahr einen unglaublich mutigen Schritt gewagt und am "lebendigen" Netzwerk eine derart große Veränderung vorgenommen. Quasi eine Operation am offenen Herzen.
Im Sinne der Umwelt ist die Umstellung von PoW auf PoS sicher sinnvoll, denn nun haben auch die letzten Kritiker keine Argumente mehr.
Trotzdem haben sich mit dem PoS neue Herausforderungen hinsichtlich der Zentralisierung ergeben. Staking ist und bleibt eine energieeffiziente, jedoch weniger sichere und weniger dezentrale Variante, um in einem dezentral verwalteten Netzwerk einen gemeinsamen Konsens zu erzielen.
Fakt ist, dass das Team hinter Ethereum weiterhin an dessen Entwicklung arbeitet. Demnach wird es spannend zu beobachten, mit welchen Mitteln das Entwicklerteam bestehende Probleme, welche mit dem Proof-of-Stake-Konsens einhergehen, lösen wird.
Author: Heather King
Last Updated: 1698481322
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