Das Bankhaus Metzler hat für seine private Blockchain einen ersten und zudem prominenten externen Partner gewonnen: Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, hat in diesem Monat „tokenisierte“ Anteile eines Metzler-Fonds erworben. Anfang September hatte Metzler zur Überraschung der Branche schon als erster über den Kauf und Verkauf von digitalen Fondsanteilen zwischen Unternehmen der Metzler-Gruppe berichtet. Dies ist nun der nächste Schritt, wobei Union die bestehende Projekt-Architektur der Metzler-Gruppe nutzte. Dies sei die erste externe Transaktion von Kryptofondsanteilen in Deutschland, heißt es in einer Pressemitteilung von Donnerstag.

Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von digitalen Datensätzen in einzelnen Blöcken („Blocks“), die an eine bestehende Kette („Chain“) angehängt werden. Die Technik ist vor allem bekannt durch öffentliche Blockchains, die Grundlage für das Schürfen und Übertragen von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether sind. Mit einem solchen öffentlichen Netzwerk gemeinsam haben privat organisierte Blockchains im Wertpapiergeschäft die recht hohe Sicherheit vor Manipulation.

Transaktionen werden kryptografisch verschlüsselt und für alle zuvor ausgewählten Teilnehmer zugänglich gespeichert. Man spricht hier auch von einem dezentralen Kassenregister (Distributed Ledger Technology, DLT). Ein Vorteil: Wertpapiere können schnell(er) und ohne die Deutsche Börse und ihre Verwahrstelle Clearstream gehandelt, gebucht und verwahrt werden. Die Wertschöpfungskette ändert sich.

Bisher vor allem digitale Anleihen

Im Wertpapiergeschäft in Deutschland wurden bis zur hausinternen Fonds-Transaktion von Metzler über Blockchains bislang allerdings nur verschiedene Typen von Anleihen ausgegeben und verkauft: Schuldscheine, Inhaberschuldverschreibungen und Namensschuldverschreibungen. Bei Letz­teren erwies sich zuletzt die Deka mit der Emission von „Sparkassenbriefen“ als Pionier. Von der genossenschaftlichen Union Investment war dazu bisher eher wenig zu hören, obwohl auch die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken an der Emission von Kryptobonds und Projekten für „Smart Derivatives“ beteiligt war.

Der Kauf von digitalen Metzler-Fondsanteilen ist nun allerdings für Union etwas gänzlich Neues: „Die in enger Zusammenarbeit mit dem Bankhaus Metzler umgesetzte Transaktion sehen wir dabei als einen weiteren Schritt für den Aufbau und die Weiterentwicklung unserer Angebote digitaler Dienstleistungen und Produkte. Die Blockchain-Technologie hat das Potential, Transaktionen für unsere Kundinnen und Kunden schneller und kostengünstiger zu machen sowie zukünftig neue Produktangebote zu ermöglichen“, sagt denn auch Jochen Kerler von Union Investment in der Pressemitteilung.

Die Transaktion im Detail

Konkret kaufte Union Investment erstmals Kryptofondsanteile des MAM-Fonds „Metzler Global Growth Sustainability DA“ und integrierte sie in den eigenen Multi-Asset-Fonds „Privat-Fonds: Flexibel pro“. Somit erwarb erstmals ein Sondervermögen die im September mit DLT geschaffenen neuen digitalen Einheiten („Token“) des speziellen Metzler-Fonds. Dabei repräsentiert ein Token den Besitz eines Fondsanteils. Anders als bei der hausinternen Transaktion im September, als Metzler auch als Verwahrstelle diente, öffnete sich Metzler auch hier: Als Verwahrer des Union-Fonds dient die DZ Bank , die Muttergesellschaft von Union Investment sowie Attrax als Fondsplattform.

Als Infrastruktur nutzt Metzler früheren Angaben zufolge eine Polygon-Blockchain des Fintechs Fondsonchain, die von Ethereum abgeleitet ist – wie sie derzeit von den meisten Akteuren im Wertpapiergeschäft genutzt wird. Das Fintech Cashlink, an dem sich vor Kurzem die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) beteiligt hat, fungiert als Kryptowertpapierregisterführer. Cashlink verfügt über die nötige, von der Finanzaufsicht Bafin verlangte Kryptowertpapierführungslizenz.